#043 Soziale Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft // XXL-SPEZIAL

Shownotes

Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft – was genau bedeutet das eigentlich? Dieser Frage geht Timo in dieser Folge von StadtLandKuh nach. Und dafür hält er einen Spaziergangs-Plausch mit Dr. Birthe Lassen. Sie ist Wissenschaftlerin am Thünen-Institut in Braunschweig und forscht dort schon seit 18 Jahren. Sie erklärt erstmal, dass Nachhaltigkeit nicht unbedingt was mit Klima zu tun haben muss und was einen nachhaltigen landwirtschaftlichen Betrieb eigentlich so ausmacht. Ganz wichtig ist dabei zum Beispiel die soziale Komponente. Also Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und dergleichen. Und dazu hat Dr. Birthe Lassen auch ein paar Zahlen parat. Im Rahmen ihrer Forschung hat sie nämlich jede Menge Landwirte zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Und auf ihrem Spaziergang unterhalten sich Timo und Birthe nicht nur über Stress im Job, landwirtschaftliche Innovationen und, und, und, ihnen begegnet auch mal eben ein Riesen-Tausendfüßler - oder vielleicht doch eine kleine Schlange? Also, hört unbedingt rein in diese etwas andere und sehr spannende Folge von StadtLandKuh.

Transkript anzeigen

00:00:00: * Musik *

00:00:03: Stadt, Land, Kuh.

00:00:05: Gerade auch in Niedersachsen viele Familienbetriebe,

00:00:09: wo der Betrieb de facto an einem Kopf hängt.

00:00:12: Im Moment redet jeder über Klima und breit damit nachhaltig.

00:00:15: Vor lauter Klimaschutz vergisst man, dass es auch bezahlen muss

00:00:19: und es auch umsetzen muss.

00:00:20: Da kommt die soziale Säule wieder ins Spiel.

00:00:23: Das ist als würde der Sebelzantiger von der Höhle sitzen.

00:00:26: Dann gibt es nur noch drei Stressmuster,

00:00:29: die sich darin flüchten oder angreifen.

00:00:31: Ich fand es gut, dass die Landwirte Luft gemacht haben

00:00:33: und wieder ins Gedächtnis der Bevölkerung gerufen werden,

00:00:36: die Nahrungsmittel produziert.

00:00:38: Das spricht ja keiner drüber.

00:00:39: Außer wir hier bei Stadt Land Kuh.

00:00:42: Herzlich willkommen.

00:00:43: Ich bin Timo und die Frau, die ihr gerade gehört habt,

00:00:46: ist Dr. Birte Lassen.

00:00:48: Sie ist Wissenschaftlerin am Thünen-Institut in Braunschweig

00:00:51: und forscht dort seit 18 Jahren.

00:00:53: Unter anderem zum Thema Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.

00:00:57: Was genau sie da macht, das wird sie uns gleich selbst verraten.

00:01:01: Wir hatten jedenfalls ein sehr spannendes Gespräch

00:01:03: und genau deshalb dachte ich mir,

00:01:05: lassen wir diese Folge ruhig mal etwas länger werden.

00:01:08: Und ich, ich quatsche euch heute auch nicht so viel dazwischen wie sonst,

00:01:12: klärngestehen.

00:01:13: Ich war übrigens mit der Frau Doktorin

00:01:15: auf einem lauschigen Spaziergang.

00:01:17: Nur falls ihr euch wundert, warum ihr da manchmal Autos vorbeirauschen hört.

00:01:21: So, und dann geht's auch schon los.

00:01:23: Und zuerst sollten wir mal den zentralen Begriff für heute klären.

00:01:27: Und zwar Nachhaltigkeit.

00:01:29: Da denke ich, Laie, wie ihr vielleicht auch,

00:01:31: immer zuerst ans Klima.

00:01:33: Aber Birte verrät gleich, dass das längst nicht alles ist.

00:01:36: Nachhaltigkeit hat ja ganz viele verschiedene Säulen.

00:01:39: Also je nachdem, welches Konzept du dir anguckst,

00:01:41: in der Regel drei, Ökonomie, Ökologie und Soziales.

00:01:44: Wir haben immer noch die vierte Säule mit dem Tierwohl dabei

00:01:47: im Coemn-Nachhaltigkeitsmodul.

00:01:49: Und da geht's schlussendlich um die verschiedenen Komponenten

00:01:52: der Wettbewerbsfähigkeit.

00:01:54: Also wettbewerbsfähig ist ja auch ein,

00:01:56: was man in der Zeit, in der Ausdehnung, sozusagen,

00:01:58: seine Position im Markt behaupten kann.

00:02:01: Sowohl in der Zeit als auch in der Breite, in der Ausdehnung sozusagen.

00:02:05: Und dazu gehört eben auch,

00:02:07: dass er die Anforderung des Marktes erfüllt.

00:02:09: Und die Anforderung des Marktes

00:02:10: haben sich ja in den letzten Jahren sehr gewandelt.

00:02:13: Und da gehören eben erhöhte ökologische Kriterien

00:02:16: und Tierwohlaktivitäten gehören mit dazu.

00:02:18: Und deshalb steht das tatsächlich bei mir inzwischen im Zentrum

00:02:22: meiner Aktivitäten, mich mit Nachhaltigkeit

00:02:24: und der Betriebsleiter.

00:02:26: Also die ökologische ist dann, was für mich am Anfang klar war,

00:02:30: die Umwelt ökonomisch macht, dann auch für mich Sinn

00:02:33: mit deiner betriebswirtschaftlichen Background

00:02:35: und dem Geld, was da zusammenhängt.

00:02:38: Das soziale finde ich jetzt spannend.

00:02:40: Das ist auch mega spannend.

00:02:41: Wie passt das zu Nachhaltigkeit?

00:02:43: Na ja, wenn der Betriebsleiter irgendwann

00:02:46: tot überm Gartensauen hängt, übertrieben gesagt,

00:02:49: weil er sich tot gearbeitet hat,

00:02:51: dann ist der Betrieb ja auch nicht nachhaltig

00:02:53: und das wird jetzt nicht mehr so gut werden.

00:02:55: Richtig.

00:02:56: Und tatsächlich geht es in der sozialen Säule

00:02:58: um die Frage, wie die Menschen auf dem Betrieb leben

00:03:01: und arbeiten können und ob es denen dabei gut geht.

00:03:03: Und das ist ja eine ganz wichtige Komponente.

00:03:05: Sowohl die Betriebsleiter und ihre Familien selber

00:03:08: als auch eben die Mitarbeiter.

00:03:10: Weil wenn das nicht funktioniert,

00:03:11: können sie sich schlecht um Umwelt, um Tiere und um das Cash kümmern.

00:03:15: Und das ist aber auch generell in der Nachhaltigkeit

00:03:18: diese drei Säulen.

00:03:19: Das ist nicht nur bei dem, was du machst.

00:03:22: Das ist ein Nachhaltigkeitskonzept.

00:03:24: Und wir haben eben für das Coemnachhaltigkeitsmodul gesagt,

00:03:27: wir wollen gerne auch einen Schwerpunkt ganz explizit

00:03:30: auf dem Tierwohl haben.

00:03:31: Und deshalb haben wir die vierte Säule Tierwohl dazu gestellt,

00:03:34: wenn wir die einzelnen Indikatoren bewerten,

00:03:37: damit wir dann eben immer aus der jeweiligen Brille gucken können.

00:03:40: Ah, deswegen so ein Party-Brillen.

00:03:42: Ich dachte, du kommst grad vom Ballermann.

00:03:44: Nee, ich kam von einem Vortrag.

00:03:46: Das ist so ähnlich, oder? - Ähnlich spannend.

00:03:48: Ich hatte mich nämlich ...

00:03:50: Ich bin gespannt, jetzt grad zu hören.

00:03:52: Hast du dann das Gefühl, dass so eine öffentliche Diskussion

00:03:55: Nachhaltigkeit total falsch verwendet wird oder nicht falsch,

00:03:59: sondern vielleicht gar nicht ausreichend weit gefasst genug?

00:04:02: Das mit Sicherheit.

00:04:03: Ich hab da noch nie, also soziale Dimension hat auch nie was ...

00:04:07: Nee, ich hab so das Gefühl, im Moment redet jeder über Klima

00:04:10: und einen damit nachhaltig. - Genau, ja.

00:04:12: Und vergisst aber, dass eben Klima ja im Prinzip so ein Querschnittsthema

00:04:16: ist, was ganz viele von den Säulen betrifft.

00:04:18: Das ist eine Querschnittsthemen-Dimension.

00:04:21: Und vor lauter Klimaschutz vergisst man,

00:04:23: dass es irgendwer ja auch bezahlen muss

00:04:25: und irgendwer es auch umsetzen muss. - Richtig.

00:04:27: Und da kommt eben die soziale Säule wieder ins Spiel.

00:04:30: Ja. - Ja.

00:04:31: Kannst du mir die soziale Säule dann in der ...

00:04:34: wo für ich jetzt heute hier bin,

00:04:36: auch im Podcast generell in der Landwirtschaft

00:04:38: und in der Milchwirtschaft vor allem auch noch ein bisschen genauer aufdrüsseln?

00:04:42: Was ist da, außer dass der Landwirt nicht tot überm Zaun hängen sollte?

00:04:46: Ist da wichtig?

00:04:48: Nee, es geht im Prinzip um verschiedene Bereiche.

00:04:51: Es geht um die Frage, wie funktioniert das mit den Mitarbeitern,

00:04:54: werden die vernünftig entlohnen, können die ihre eigenen Ideen eindringen?

00:04:57: Gibt es eine Gefahrenabsicherung auf den Betrieb?

00:05:00: Also, man regelmäßig, ob irgendwo man in die Güllegrube steuern kann

00:05:03: oder ein Unfall passieren kann oder was? - Ja, das ist auch nicht schön.

00:05:06: Nee, ist überhaupt nicht schön. - Gibt man da wieder raus?

00:05:09: Leider nicht lebendig. - Ach so.

00:05:11: Dann ist es mir auch egal. - Zumindest so weit ich weiß.

00:05:14: Und darum eben auch, dass es nicht nur den Mitarbeitern gut geht,

00:05:18: sondern bei uns auch explizit um die Betriebsleiterfamilien

00:05:21: und um die Betriebsleiter, weil wir ja gerade auch in Niedersachsen

00:05:25: viele Familienbetriebe haben, wo wirklich der Betrieb

00:05:27: de facto an einem Kopf hängt.

00:05:29: Ja, ich war, also meistens habe ich jetzt zum Beispiel ein Gefühl,

00:05:32: dass die Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen mir sagen,

00:05:35: ja, du bist schon immer in letzter oder in 85. Generation hier

00:05:41: Familienbetrieb, wie du sagst.

00:05:43: Und es passt schon.

00:05:45: Genau, und das ist halt einfach eine wahnsinnige Verantwortung,

00:05:48: so dass wir gesagt haben, wir wollen eben auch gerne einmal dahin gucken,

00:05:51: wo eben der Betriebsleiter im Mittelpunkt steht

00:05:53: und nicht nur die Mitarbeiter angucken.

00:05:56: Ich überlege gerade, wenn ich jetzt diese neue soziale Dimension,

00:05:59: die für mich jetzt neu ist im Kopf habe,

00:06:01: was ich so damit verbinde, weil ich schon das Gefühl habe,

00:06:04: dass die Arbeitssituationen von Landwirt,

00:06:07: doch, ja, ich würde sagen, angespannt ist.

00:06:10: Ich habe eher das Gefühl, dass die zu viel als zu wenig zu tun haben

00:06:13: und dass es für lange Weile meistens nicht im Fokus steht.

00:06:16: Nee. - Sehen wir das ähnlich?

00:06:18: Ja, genau, das sehen wir ziemlich ähnlich

00:06:20: und das zeigen tatsächlich auch die Zahlen aus dem Nachhaltigkeitsmodul.

00:06:24: Ach gut, dass du vom Fach bist, ja. Du hast ja immer Zahlen dabei.

00:06:27: Manchmal habe ich auch Zahlen, natürlich nicht immer, aber heute schon.

00:06:31: Ich bin Mathelehrer, ich habe auch Zahlen dabei.

00:06:33: Okay. Dann können wir jetzt rechnen, wie viele Stunden Landwirte

00:06:36: mehr arbeiten als der klassische Grundschullehrer.

00:06:39: Soll ich raten? - Ja, ich schätze immer sehr gut im Verkast.

00:06:42: Mehr als, also ich arbeite wenig.

00:06:44: Was ist denn wenig? - Ich habe für eine 40-Stunden-Woche.

00:06:48: Ja. - Und ...

00:06:50: Bei uns im Lärm wird ja ...

00:06:53: Das macht ja auch jeder anders, hat man ja sehr viel Flexibilität,

00:06:56: wie man seine Stunden so einsetzt.

00:06:59: Ich bin schon jemand, der ganz gut damit klarkommt,

00:07:01: der 40 Stunden nicht mehr braucht, aber man hört ja auch von anderen Sachen.

00:07:05: Aber wir gehen von 40 Stunden aus. - Ja.

00:07:07: Und der Landwirt, ja gut,

00:07:09: wenn der jetzt morgens noch selber melken muss, was hier auch noch vorkommt,

00:07:13: dann muss der auch ein bisschen früher aufstehen als ich.

00:07:17: Da ist jeder jetzt wenig Chancen für Freizeit am Nachmittag.

00:07:21: Der wird schon auf jeden Fall pro Tag ...

00:07:27: Ich lege mir das fest, er arbeitet pro Tag vier Stunden länger.

00:07:32: Ich arbeite mal von so sieben bis ...

00:07:37: Ja, so 13, 14 Uhr nach Schule, noch zu Hause ein bisschen.

00:07:39: Der ist bestimmt länger unterwegs.

00:07:42: Dann sage ich mal, er arbeitet 12 Stunden am Tag,

00:07:44: aber dann muss er auch sieben Tage die Woche arbeiten.

00:07:46: Der arbeitet sieben Tage die Woche. - Ja, oft.

00:07:48: Er arbeitet ja nicht 80 Stunden in der Woche.

00:07:50: Es gibt die, die 80 Stunden arbeiten.

00:07:52: Es gibt auch die, die 100 Stunden in der Woche arbeiten.

00:07:55: Im Schnitt, die wir befracht haben, arbeiten 64 Stunden die Woche.

00:07:58: Das ist ja viel, das ist auch schon viel.

00:08:00: Das ist auch schon viel.

00:08:02: Vor allen Dingen, wenn du das kombinierst mit der Tatsache,

00:08:06: dass wir das eigentlich immer arbeiten.

00:08:08: Habt ihr mal geschickt, ob die Woche 64 Stunden hat?

00:08:10: Ja, so weit hat es gereicht. - Ist das noch möglich?

00:08:13: Wir haben tatsächlich irgendwann abgeschnitten,

00:08:15: weil wir teilweise Arbeitszeiten gekriegt haben,

00:08:17: die dann wirklich nicht mehr in die Woche passten.

00:08:19: Aber tatsächlich die 64 Stunden im Schnitt, das passt schon.

00:08:23: Das sind wir mal durch sieben rechnet.

00:08:25: Das sind ja so neun Stunden in der Woche am Tag.

00:08:29: Genau, und wir haben mal geguckt,

00:08:31: selbstständige in der allgemeinen Wirtschaft,

00:08:33: also in der Gesamtbevölkerung,

00:08:35: die Mitarbeiter haben, die arbeiten irgendwie so 53 Stunden im Schnitt.

00:08:39: Laut Statistik. - Das ist auch schon mehr, als man denkt.

00:08:42: Genau, und da sind Landwirte schon mit drin in dieser Gruppe, sozusagen.

00:08:46: Die haben es, als sie schon nach oben gezogen wahrscheinlich.

00:08:49: Aber die arbeiten ja auch samstens am Sonntag, die Landwirte.

00:08:52: Jeden Tag neun Stunden ohne frei, das schlaucht.

00:08:54: Ja, tatsächlich auch viel Betrieben.

00:08:56: Die machen dann vielleicht den Sonntag irgendwie kürzer.

00:08:59: Die anderen Stunden dann im Rest der Woche.

00:09:02: Was für ein Luxus, ja.

00:09:04: Ohne einen regelmäßigen freien Tag in der Woche, ja.

00:09:07: Wenn du es zusammenfasst mit denen, die keinen Urlaub machen,

00:09:10: dann haben 40% der niedersächsischen Landwirte

00:09:13: weder einen regelmäßigen freien Tag noch Urlaub.

00:09:16: Was heißt denn regelmäßig, wie oft kann ich meinen freien Tag vorstellen?

00:09:20: Einmal die Woche, ich samst das Freisamstens frei,

00:09:23: Montagsfrei, dass ich einfach planen kann,

00:09:25: dass ich einen Tag in der Woche frei hab.

00:09:28: Das ist einfach keine Selbstverständlichkeit.

00:09:30: Und es kann vorkommen, dass ich jetzt Landwirt bin

00:09:32: und einfach niemanden hat, der deine Tiere merkt.

00:09:34: Aber das kann doch dann wirklich nicht lange vorkommen.

00:09:36: Irgendwie ja durch.

00:09:38: Viele Generationen haben das über Jahrzehnte so gemacht,

00:09:41: weil das eben so war und weil man das so gemacht hat.

00:09:44: Vielleicht auch, weil die anderen Anforderungen zu dem Zeitpunkt

00:09:48: noch nicht so hoch waren, dass ich auch noch Büro und was was machen musste,

00:09:52: so dass ich vielleicht dann zwei jeden Tag gearbeitet hab,

00:09:55: aber nicht jeden Tag eben neun, zehn Stunden,

00:09:57: sondern auch mal Zeit hatte für einen Kaffee trinken,

00:09:59: oder einen Plausch mit einer Nachbarn oder was was ich.

00:10:01: In vielen Betrieben.

00:10:03: Perspektive auf regelmäßigen Urlaub, ne?

00:10:05: Ne. Also wir haben es mal geguckt.

00:10:08: Ich hab es mir auch aufgeschrieben, weil das kann ich mir sonst immer nicht merken.

00:10:11: Ja, ich hab das ja auch beim Hürzenzettel.

00:10:13: Wir haben eine Kategorie, die sagt,

00:10:15: wie viel Prozent der Landwirte machen,

00:10:17: einmal im Jahr zehn Tage Urlaub oder zweimal fünf Tage am Stück.

00:10:20: Einmal im Jahr.

00:10:22: Ja, einmal im Jahr zehn Tage am Stück.

00:10:24: Oder zweimal fünf Tage.

00:10:26: Was meinst du, wie viele Prozent der niedersächsischen Milcherzeuger schaffen das?

00:10:30: Ja, im Stimmius wären alle,

00:10:32: weil das jetzt eigentlich auch keine wahnsinnig fantasievolle Forderung ist,

00:10:35: nach zehn Tagen im Jahr.

00:10:37: Wahrscheinlich sind es so weniger als die Hälfte, so 40 Prozent.

00:10:42: Ja, knapp daneben ist es auch vorbei, es sind drei Prozent.

00:10:45: Nee, doch.

00:10:47: Zehn Tage oder zweimal fünf Stück sogar.

00:10:49: Ja.

00:10:52: Da würde ich jetzt gerne mal eine Anschlussfrage stellen.

00:10:54: Wer macht den Job überhaupt dann noch?

00:10:56: Das ist doch ein Scherz.

00:10:58: Ja.

00:11:00: Ganz ehrlich, weil ich auch beim Landwirten

00:11:03: die Familienbetriebe habe und immer sagen,

00:11:05: ich glaube, wir stellen unseren Kindern frei,

00:11:07: ob sie das machen wollen oder was anderes.

00:11:10: Viele entscheiden sich dafür, das trotzdem weiterzumachen.

00:11:13: Wo sie aus Familienbetrieben wissen, wie es läuft,

00:11:16: die sind ja nicht komplett blau-ölgig.

00:11:18: Krass, dass sie das gemacht haben.

00:11:20: Also, ja, als Stadtkind muss ich das auch sagen,

00:11:25: dass es krass ist.

00:11:27: Und auch aus psychologischer Sicht ist das eigentlich nicht die Strategie,

00:11:31: mit der man sich langfristig gesund erhält,

00:11:33: wenn man keine Auszeiten hat.

00:11:36: Aber es ist eben einfach so, die Tiere müssen 365 Tage im Jahr versorgt werden.

00:11:42: Und wenn da keiner ist, der entweder noch aus der anderen Generation

00:11:46: oder aus der Nachbarschaft oder Betriebshelfer

00:11:48: oder Kooperationspartner oder so, wer soll es dann machen?

00:11:51: Dann hast du ja auch keine Wahl.

00:11:53: Und Thema Geld, man kann sich auch nicht 20 Angestellte leisten.

00:11:55: Sondern man hat vielleicht zwei oder ein oder gar keinen.

00:11:58: Ja, und tatsächlich ist es ja auch was,

00:12:01: wo immer noch häufig uns entgegenschallt Urlaub brauche ich nicht.

00:12:04: Es ist hier ja, ich fühle mich hier, woher ich bin hier zu Hause.

00:12:08: Meine Eltern haben auch keinen Urlaub gemacht.

00:12:10: Hier ist es ja auch schön, genau, wir haben es früher auch nicht so gemacht.

00:12:13: Also tatsächlich, die Glaubenssätze,

00:12:15: die da auch vielfach über Generationen weitergetragen werden,

00:12:18: die sitzen einfach ganz fest in den Familien.

00:12:20: Und wir haben auch echt Ärger gekriegt,

00:12:23: als wir nach Urlaub gefragt haben.

00:12:25: Also, als wir den Fragebogen entwickelt haben

00:12:28: und angefangen haben, nach Urlaub und Ehrenamt und solchen Dingen zu fragen,

00:12:32: da haben wir ganz viel Gegenwind geerntet,

00:12:34: weil das hieß, das geht euch überhaupt nichts an.

00:12:36: Und was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?

00:12:38: Und natürlich sind wir nachhaltig, wir machen das ja schon seit Generationen.

00:12:42: Ja.

00:12:44: Weil es irgendwie, also wie kommt das, weil es so ein bisschen schamhaft zu sagen,

00:12:50: zu müssen, ich mache gar keinen Urlaub oder was für den Grund?

00:12:53: Verständlich, dass wir keinen Urlaub machen.

00:12:55: Ich glaube, das ist einfach so.

00:12:57: Was fragt du denn zu dürfen?

00:12:59: Ja, tatsächlich ist es auch ein Selbstverständnis

00:13:01: von vielen Mächerzeugern oder Landwirten,

00:13:04: dass man eben 365 Tage im Jahr für den Betrieb und für die Tiere da ist,

00:13:08: was sie ja auch total erd.

00:13:11: Klar, aber ich hätte jetzt gedacht, dass man eher sagt,

00:13:14: ich würde so keinen Urlaub machen, aber ich schaffe es nicht.

00:13:17: Aber du meinst, dass das Mindset eher ist?

00:13:19: Ja, ich brauche gar nicht. Das gehört für mich gar nicht dazu.

00:13:22: Ich glaube, es gibt ja nicht den einen Mich-Vibauer,

00:13:25: der das eine Mindset hat.

00:13:27: Guter Punkt.

00:13:29: Das, was ich bei einem auch immer sage, kommt jetzt auf mich zurück.

00:13:33: Genau, also ich glaube, es gibt sowohl die als auch die.

00:13:36: Und ich glaube tatsächlich, dass es sich auch ein bisschen wandelt.

00:13:39: Wir haben nicht nach dem Alltag gefragt,

00:13:41: bzw. wir haben das nicht ausgewertet.

00:13:43: Aber mein Eindruck ist schon, dass die jüngeren Generationen,

00:13:46: weil die ja in einem Umfeld aufwachsen,

00:13:48: wo vier Tage Woche und solche Diskussionen stattfinden,

00:13:51: dass die schon mehr darauf achten, ihre Ressourcen ein bisschen zu bewahren.

00:13:55: Ich weiß immer gar nicht, warum vier Tage Woche,

00:13:58: warum nicht drei Tage Woche.

00:14:00: Ich glaube, das sind wir im falschen Podcast.

00:14:02: Da müssen wir erst noch das Thema wechseln.

00:14:04: Na gut.

00:14:06: Ich glaube schon, dass sich das ändert,

00:14:08: auch weil natürlich, wenn die junge Generation jetzt in den Betrieb geht,

00:14:11: oft die ältere Generation noch da ist und helfen kann.

00:14:14: Aber die kritische Phase ist, glaube ich,

00:14:17: immer dann, wenn die ältere Generation entweder ganz rausgegangen ist

00:14:20: und sich nicht mehr kann und die Flexibilität nicht mehr da ist.

00:14:23: Das heißt dann ja auch, vielleicht,

00:14:25: ich muss, also das machen andere Leute auch,

00:14:27: und Landwirte dann vielleicht auch,

00:14:29: ich muss mich auch um die kümmern dann auch, wenn sie nicht mehr können.

00:14:32: Auch das, genau.

00:14:34: Gerade in der Landwirtschaft ist es ja durchaus noch üblich,

00:14:37: dass eben die ältere Generation auch auf dem Hof bleibt

00:14:39: und dass man sich kümmert mit deiner Wahnsinnsverantwortung.

00:14:41: Richtig, habe ich jetzt auch schon ein paar Mal gesehen,

00:14:43: dachte, wann geht das noch?

00:14:45: Habt ihr in eurer Forschung auch dann mit abgedeckt,

00:14:47: wie viel Auszeit denn eigentlich notwendig wäre?

00:14:49: Um gut zu arbeiten?

00:14:52: Oder was generell ein Mensch im arbeitsfähigen Alter für Auszeit braucht?

00:14:57: Nee, tatsächlich ist das nicht Teil unserer Forschung,

00:15:01: das würden wahrscheinlich irgendwelche Psychologen herausfinden,

00:15:04: aber es ist ja so, dass das Nervensystem eines jeden Menschen unterschiedlich ist.

00:15:07: Und man gar nicht so pauschal sagen kann,

00:15:09: du brauchst jetzt irgendwie so und so Tage, Urlaub oder so und so viel Auszeit.

00:15:14: Das hängt auch immer ein bisschen von der Lebenssituation ab.

00:15:16: Was habe ich sonst noch im Kopf?

00:15:18: Das ist ja ökonomisch.

00:15:20: Das ist, glaube ich, sehr individuell.

00:15:22: Nichtsdestotrotz zeigen ja die Zahlen,

00:15:24: dass die Burnout-Wahrscheinlichkeit oder das Burnout-Risiko in der Landwirtschaft

00:15:27: dreimal so hoch ist wie in der Ereignachverfolgung.

00:15:29: Drei Mal? Das ist eine Menge.

00:15:32: Jeder vierte Landwirt ist gefährdet für Burnout oder Depression.

00:15:35: Krass.

00:15:37: Ja, das ist eine sehr sportliche Zahl.

00:15:39: Und die Gefahr ist einfach, dass Landwirte eben oft, spät, sich Hilfe suchen.

00:15:44: Du meinst so, weil das dann auch eben aus den Gründen mit,

00:15:47: na ja, die haben es alle schon geschafft vor mir und es ist halt so mein Job.

00:15:50: Und es ist halt viel und...

00:15:52: Na ja, ich glaube zum einen kommt es schleichend.

00:15:54: Okay, ja.

00:15:57: Sodass man die Veränderung auch erst relativ spät vielleicht merkt

00:16:00: oder das Ausmaß merkt.

00:16:02: Zum anderen fehlen vielen Landwirten die Gesprächspartner außerhalb der eigenen Familie.

00:16:06: Ja, stimmt, ja, ist auch ein Punkt.

00:16:08: Es ist tatsächlich auch schwierig,

00:16:10: dass man sich mit seinen Sorgen auch nicht unbedingt erzwingend irgendwo hin kann.

00:16:14: Ausseihhalb der eigenen Bezugsgruppe sozusagen.

00:16:17: Ja, und ich glaube es ist auch weiterhin ein Thema,

00:16:22: dass man eben relativ schnell stigmatisiert wird

00:16:25: oder Angst hat, stigmatisiert zu werden als Versager,

00:16:28: als der das nicht geschafft hat.

00:16:30: Und dass man sich deshalb eben erst der Späthilfe holt.

00:16:32: Ja, finde ich einen ganz spannenden Punkt oder generell dein Thema heute,

00:16:36: weil ich mich ja gerade erinnere, wie ich so auf den Höfen unterwegs war.

00:16:40: Ich bin ja grundauf Leute, die zwar viel zu tun haben,

00:16:44: aber die alle offen, freundlich und einen fronen Eindruck machen.

00:16:48: Ja.

00:16:51: Und wenn du jetzt sagst dreimal so hoch, ein riesiges Brustverkauf für Burnout

00:16:54: oder Depressionen, es steht ihm so entgegen.

00:16:57: Ja, weiß ich gar nicht, ob das dem entgegen steht,

00:17:00: weil der Anfang von Burnout ist ja oft, dass man hoch motiviert ist

00:17:03: und hoher Leistungsbereitschaft hat.

00:17:05: Okay.

00:17:07: Und ich glaube, dass wir jetzt auch Zeugern tatsächlich auch nachsagen können,

00:17:11: dass die einfach mit unheimlich viel Engagement,

00:17:15: mit unheimlich viel Herzblut ihren Betrieb machen und auch die Kühe machen.

00:17:19: Und das ist aber eben oft das Risiko, dass das irgendwann dann umschlägt,

00:17:23: weil man seine eigenen Grenzen nicht mehr wahrnimmt, nicht mehr erkennt.

00:17:27: Glaube ich dir.

00:17:29: Wie habt ihr eure Forschung dann durchgezogen?

00:17:33: Also ihr seid ja wahrscheinlich nicht über Durchniedersachsen gefahren

00:17:37: und ihr seid ja eigentlich über Durchniedersachsen gefahren.

00:17:40: Aber jetzt vielleicht, was habt ihr denn mal angerufen online?

00:17:43: Tatsächlich waren wir auch offenbar betrieben.

00:17:47: Ach komm.

00:17:49: Aber nicht ganz so viele wie du.

00:17:51: Natürlich nicht.

00:17:53: Und am Anfang, als wir unseren Fragebogen gebaut haben,

00:17:56: haben wir den quasi getestet mit den Landwirten, haben geguckt,

00:18:00: ob wir die Fragen gut gestellt haben, ob wir irgendwas vergessen haben,

00:18:04: ob wir die Mäukereien quasi die Fragebogen verteilen

00:18:07: oder den Onlinezugang zu der Online-Datenbank.

00:18:11: Und die Landwirte dann da den Fragebogen ausfüllen.

00:18:14: Wir kriegen die Daten auswerten, die Mäukereienbericht kriegt

00:18:17: und der jeweilige Landwirt auch einen Bericht kriegt.

00:18:20: Anonymen logischerweise auch.

00:18:22: Ich dachte, wenn ihr auf den Hof fahrt und dann vor Ort die Fragen stellt,

00:18:26: ob dann halt die Ehrleichter kommen.

00:18:28: Tatsächlich haben wir das nur für die Testbefragungen gemacht.

00:18:31: Da ging es um nichts.

00:18:34: Man fragt, wie viel Urlaub hast du im Jahr?

00:18:36: Genau, unter anderem.

00:18:38: Und was waren Kernfragen für dich bei diesen Fragebogen?

00:18:41: Die oder Interessantesten waren?

00:18:43: In dem sozialen Bereich?

00:18:45: Ja, auch mindestens beim sozialen Grad gelandet.

00:18:48: Also, tatsächlich sind diese Auszahlten, diese Urlaubsthemen,

00:18:53: das finde ich tatsächlich schon sehr spannend,

00:18:56: weil das einfach erklärt, was wir im Moment in der Branche sehen.

00:19:00: Also, wenn du das in Kombination mit den ökonomischen Aspekten siehst,

00:19:04: und mit dieser Flut an Auflagen, die es einfach gibt für die Landwirtschaft,

00:19:08: dann verstehst du irgendwann relativ schnell,

00:19:10: dass es so ein bisschen ist, als würde der Sebelzantiger vor der Höhle sitzen.

00:19:13: Und dann gibt es nur noch drei Stressmuster, mit denen der Mensch reagiert.

00:19:17: Und eben auch der Landwirt.

00:19:19: Erstarren, flüchten oder angreifen.

00:19:21: Wie in der Steinzeit?

00:19:23: Ja, unser Gehirn ist auch aus der Steinzeit da,

00:19:25: da hat sich nichts dran geändert.

00:19:27: Wie du das vom Sebelzantiger machst, macht dann irgendwie Sinn.

00:19:31: Genau, das ist genau das, was wir auch in der Tierhaltung

00:19:33: in den Seelen sehen.

00:19:35: Die einen stellen sich tot und hoffen, dass sie keiner sieht.

00:19:37: Die anderen fahren nach Brüssel oder Berlin mit einem Trecker.

00:19:39: Und die nächsten steigen aus.

00:19:41: Das sind genau die Stressmuster, die wir da

00:19:43: eben in der Realität auch sehen.

00:19:45: Und das erklärt das eben so ein bisschen.

00:19:48: weil du sagst steigen in Trecker und fahren nach Bussel oder Berlin.

00:19:51: Ich erinnere mich jetzt, wir haben ja ein bisschen Abstand zu den Trecker-Demos,

00:19:55: die waren ja irgendwie um den Jahreswechsel, so ein bisschen im Winter.

00:19:58: Und ich habe das, obwohl ich ja mit diesem Podcast schon ein paar Jahre mache,

00:20:02: so richtig dem Thema habe ich mich nicht gefühlt.

00:20:04: Ich habe jetzt nicht mich dazu berufen gefühlt, da mit zu diskutieren,

00:20:07: weil ich zu wenig Ahnung hatte und mir zwar nur das aber erzählst,

00:20:11: denke ich so richtig wundern hätte man sich jetzt ja nicht müssen über den Aufstand.

00:20:16: Also auch immer Stimmen kommen und sagen auch stell doch nicht so an etc.

00:20:21: Ja ich glaube es ging auch vielleicht gar nicht unbedingt nur um diese Entscheidung,

00:20:26: sondern es war einfach das Fass das übergelaufen ist bei vielen und genau der allgemeine Frust,

00:20:32: die allgemeine Sorgen, die daraus kamen.

00:20:34: Und ich fand es gut, dass die Landwirte der Sache mal Luft gemacht haben,

00:20:37: natürlich in den friedlichen Protesten zumindest und nicht mit irgendwelchen Gewässer,

00:20:42: Zwangbedrohungen oder sonstigen Geschichten.

00:20:43: Aber ich fand das gut und ich glaube es hat auch Gespräche ermöglicht,

00:20:47: die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte und einfach wieder ein bisschen ins Gedächtnis der Bevölkerung gerufen wäre,

00:20:52: die Nahrungsmittel produziert und was das eigentlich bedeutet.

00:20:54: Aber meinst du das hat eine Achtungssprache, das ist nachhaltig gewesen,

00:20:59: weil ich meine Krisen, wie können wir alle gefühlt, nur begrenzt verarbeiten,

00:21:05: da sind die auch wieder durch irgendwann.

00:21:07: Ist ja in der öffentlichen Diskussion kein Thema mehr, oder?

00:21:09: Nee, nicht mehr so richtig.

00:21:12: Oder wenn du meinst, da wurden Gespräche gefühlt, die nicht geführt worden wären,

00:21:16: dass es halt in der Branche oder im Inneren Kreis schon was verändert hat.

00:21:20: Das kann ich halt gar nicht einschätzen.

00:21:21: Ja, so richtig final kann ich das auch nicht einschätzen, aber ich würde hoffen, dass es das getan hat.

00:21:25: Und dass es das einfach nochmal wieder ein bisschen mehr ins Bewusstsein gerufen hat,

00:21:29: dass man mit Landwirten eben auch idealerweise frühzeitig spricht,

00:21:32: bevor man ihnen irgendwelche Regelungen kurz nach Weihnachten auf dem Silber-Tamblit serviert und sagt,

00:21:38: "Fhrst du das stirb?"

00:21:39: Sollte man eigentlich da generell so denken, dass das eine gute Möglichkeit wäre,

00:21:43: nicht nur bei Landwirten.

00:21:45: Ja, ich glaube, was einfach wichtig ist, ist, dass wir wieder mehr miteinander reden,

00:21:47: um uns zu hören und um uns zu verstehen.

00:21:49: Im Moment habe ich das Gefühl, dass wir in vielen Bereichen miteinander reden,

00:21:53: um am Ende recht zu haben.

00:21:54: Und das kann halt nicht so richtig zum Ziel führen.

00:21:58: Du hast auch gerade noch gesagt, dass den Landwirten dann wieder die nächste Auflage von Latz geknallt wird,

00:22:04: hat diese, ja ich sage jetzt einfach mal, Überforderung auch damit zu tun,

00:22:08: dass wahnsinnig viel Bürokratie Teil der Arbeit ist.

00:22:11: Ja.

00:22:12: Ist ja auch wirklich zum Teil, ich denke mal, ein bisschen an der Kühe rum machen und mich erzeugen.

00:22:17: Da ist ja aber auch ein Bürojob nachneben bei.

00:22:20: Genau, und das ist halt in der Regel für die allermeisten Landwirte nicht der Job, den sie sich ausgesucht haben.

00:22:25: Ja, richtig.

00:22:25: Also die Landwirte sind oder gerade die Tierhalter sind ja Tierhalter geworden, weil sie gerne mit Tieren arbeiten.

00:22:31: Und dann werden sie wie du, BWL'er.

00:22:33: Dann werden sie wie ich schreibt, das Täter genau.

00:22:35: Und machen aber parallel auch noch den Job im Stall.

00:22:38: Und das ist einfach, also die Jobs, die ich nicht gerne mache, die nerven halt auch umso mehr.

00:22:45: Richtig.

00:22:46: Und deshalb werden die auch als noch belastender empfunden, als sie dann auch vielleicht tatsächlich sind.

00:22:51: Und kannst du sagen, wie zeitintensiv diese Verwaltungsgeschichten sind?

00:22:58: Ist das jetzt so eine Stunde am Tag oder weiß man, was nicht?

00:23:02: Gute Frage, ich weiß es tatsächlich nicht.

00:23:04: Richtet sich sicherlich auch nach der Größe und nach der Komplexität des Betriebes.

00:23:08: Stimmt, ja.

00:23:09: Aber ich kann dir jetzt keine Stundenzahl sagen.

00:23:12: Ja, wir könnten ja in Landwirt fragen, aber wo sind wir hier?

00:23:14: Hier ist niemand.

00:23:15: Aber hier sind immer in Landwirtachliche Flächen, oder?

00:23:17: Also ich hätte das erkennen sogar ich.

00:23:18: Das ist aber nicht so, wie ich es bisher aus dem Podcast kenne.

00:23:20: Das ist ein Acker.

00:23:21: Ja, richtig. Das sind die Versuchspflächen hier vom Töninstitut.

00:23:24: Das hat aber hier noch niemand.

00:23:26: Also eine Kuh hat diesen Acker noch nicht gesehen.

00:23:28: Nee, die Kühe waren da hinten.

00:23:29: Aber die hattest du ja schon gesehen.

00:23:30: Was wird ihr gemacht?

00:23:31: Versuche.

00:23:33: Wird du, du musst verfachen.

00:23:35: Ich merke das schon.

00:23:36: Ja, das ist frisch gedrillt.

00:23:39: Keine Ahnung, was sie hier gedrillt haben.

00:23:40: Und du denkst ja so, nur weil ich nur einen Büro habe,

00:23:42: weiß ich nicht alles über das Töninstitut.

00:23:44: Nee, genau.

00:23:45: Ja, ich verstehe das.

00:23:46: Ich glaube, wir haben irgendwie über 500 Hektar hier.

00:23:48: Ich bin raus.

00:23:49: Das werde ich jetzt nicht ausrechnen, aber ich bin schon oft mit "Plamet im Podcast",

00:23:53: was 500 Hektar sind.

00:23:54: Ungefähr ein Fußballfeld.

00:23:57: Ja, so ähnlich.

00:23:58: So ähnlich.

00:23:59: Ja, ich brauche mein Zettel ja auch gar nicht mehr.

00:24:04: Ich habe alles im Kopf.

00:24:06: Ich wollte gerade nur fragen, ob es, glaube ich,

00:24:11: auch so ein psychologischer Moment,

00:24:13: ob die Landwirte einfach salopp gesagt viel zu tun haben

00:24:17: oder ob es auch so eine Art von,

00:24:20: man weiß, in welchem Haus hin geht,

00:24:23: dazu da noch rein spielt.

00:24:24: Weil ich finde, viel zu tun ist immer,

00:24:26: ja, dann arbeite ich es ab.

00:24:28: Wenn ich nicht so richtig weiß, wohin und wie lange noch

00:24:31: und was passiert dann und was kommt als Nächstes,

00:24:34: das finde ich eher noch schwieriger.

00:24:37: Ich glaube, es ist tatsächlich eine Mischung aus Beidem.

00:24:39: Ja, Punkt.

00:24:43: Ich glaube, es ist eine Mischung aus Beidem.

00:24:45: Das hast du schön gesagt.

00:24:46: Ich kann auch immer einen Punkt setzen.

00:24:47: Ja.

00:24:49: Tatsächlich wissen ja viele Betriebe auch nicht,

00:24:52: ob sie in zehn Jahren noch mich melken,

00:24:54: weil eben die Sicherheit so groß ist.

00:24:56: Das hat auch schon Betrieb, der die Kühe abgegeben hat.

00:24:58: Also, wie alle schon gesehen.

00:24:59: Ja, das ist ja auch eine wertvolle unternehmende Entscheidung

00:25:01: oder auch eine gesundheitsfördernde Entscheidung

00:25:03: für den einen oder anderen Betrieb.

00:25:04: Ja.

00:25:05: Und ich finde es so schade, dass wir das oft

00:25:07: immer noch als Schande oder als Versagen

00:25:10: oder als was auch immer interpretieren.

00:25:12: Ja, erst nicht geschafft.

00:25:13: Genau, ich finde das eigentlich eine der mutigsten Entscheidungen,

00:25:16: die man treffen kann als Betriebsleiter,

00:25:17: sich zu entscheiden, die Kühe abzuschaffen

00:25:19: oder vielleicht sogar auch den Betrieb abzugeben,

00:25:21: weil es einfach nicht geht.

00:25:23: Weil es sich entweder nicht rechnet

00:25:24: oder weil es gesundheitlich nicht mehr zu tragen ist.

00:25:26: Ja.

00:25:27: Und ich finde, das ist eine Entscheidung,

00:25:28: die größten Respekt verdient.

00:25:30: Weil es auch präventiv ist und nicht erst,

00:25:32: wenn es zu spät ist, meinst du.

00:25:33: Hoffentlich.

00:25:34: Ja.

00:25:35: Ja.

00:25:36: Ja, oder auch aus einer Position der Stärke heraus, ne?

00:25:38: Ja, oder so, ja.

00:25:39: Also, auch das ist ja durchaus denkbar.

00:25:41: Was ich dazu in meinem Kopf habe,

00:25:43: ist, wenn ich da stehe

00:25:45: und die Landwirte mit ihren neuen Stellen zeigen

00:25:47: und noch die tolle Solarenlage auf dem Dach und dies und das

00:25:50: und dann aber auch sagen,

00:25:52: das haben wir jetzt alles für sehr viele Jahre finanziert.

00:25:54: Ja.

00:25:55: Aber der Stall ist vielleicht im nächsten Jahr

00:25:56: schon gar nicht mehr so,

00:25:57: wie es eigentlich dann wieder gewünscht ist von der Vorschrift.

00:25:59: Das ist doch wahnsinnig unsicher.

00:26:00: Auf jeden Fall.

00:26:01: Das ist ja ein Teil des Problems, ne?

00:26:03: Dass die Landwirte eigentlich nicht wissen,

00:26:04: woran sie investieren sollen,

00:26:06: weil sie nicht wissen, wie die Regularien morgen sind.

00:26:08: Cool.

00:26:08: Wer ist das?

00:26:09: Das ist der größte Wurm, den ich je gesehen habe.

00:26:11: Oh, das sind 1000 Füße.

00:26:12: Ich würde sagen, das ist eine Schlange.

00:26:14: Absolut.

00:26:16: Das ist der größte Wurm, den ich je gesehen habe.

00:26:18: Ich würde sagen, dieser 1000 Füße ist eine Schlange,

00:26:20: aber jetzt fragt mich nicht, welche.

00:26:21: Das ist doch für eine Schlange jetzt eine Scherzgröße.

00:26:23: Ne, wie heißen denn diese Schlangen?

00:26:25: Blinschleichen oder Kreuzottern?

00:26:27: Nein, aber Blinschleichen.

00:26:29: Ja, ich kenne nur so zwei Schlangen aus Deutschland.

00:26:31: Aber das ist auf jeden Fall kein 1000 Füße.

00:26:33: Kann ich die anfassen?

00:26:34: Wir machen mal vorsichtig hier mit der...

00:26:35: Doch, die hat den Gopfer aber noch gehoben.

00:26:37: Ja, letzte Aufbäume.

00:26:39: Huch!

00:26:40: Sag mal, magst du Schlangen eigentlich?

00:26:45: Nein.

00:26:46: Schlange ist nicht so meins.

00:26:51: Aber würde sie es tun, ist noch da hinten.

00:26:53: Ja, gerade so.

00:26:55: Ich will dich erlösen, Birte.

00:26:57: Das ist nett von dir.

00:26:59: Wir lassen dir einfach mal da einrücken.

00:27:01: Guck, das ist die biologische Vielfalt hier auf dem dünnen Gelände.

00:27:03: In der Landwirtschaft geht es ja auch darum,

00:27:07: Dinge neu zu machen.

00:27:09: Innovationen ist alles möglich, verändert sich,

00:27:11: die müssen mit der Zeit gehen.

00:27:13: Und so wie man Eindruck macht, ist auch gerne.

00:27:15: Aber hat man da noch einen Kopf für?

00:27:17: Also, wenn ich jetzt höre, was...

00:27:19: alles nicht so gut läuft,

00:27:21: das letzte, was ich jetzt noch in meinem Kopf habe,

00:27:23: ist ja, noch Dinge neu zu erfinden, gefühlt.

00:27:26: Ja, also tatsächlich auch da, es kommt darauf an.

00:27:30: Weil nicht jeder Betrieb ist wie der andere.

00:27:33: Aber es wird tatsächlich schwerer, wenn ich in meinem Stressmuster unterwegs bin.

00:27:37: Dann bin ich im Überlebensmodus tatsächlich.

00:27:40: Und dann mache ich das, was ich immer gemacht habe,

00:27:42: weil das hat mir bisher mein Überleben gesichert.

00:27:44: Aber dann veränder ich nichts.

00:27:45: Ja, macht Sinn.

00:27:46: Ja, das ist aber ein riesen Problem.

00:27:48: Weil wir reden alle über Transformation der Landwirtschaft,

00:27:51: der nutzt die Haltung und erwarten irgendwie Mordswas für Veränderungen.

00:27:55: Aber die können nicht kommen,

00:27:57: wenn die Leute im Überlebensmodus unterwegs sind.

00:28:00: Total. Ich weiß nicht, ob es ein guter Vergleich ist,

00:28:02: aber wenn ich bei mir in einer Grundschule die Kinder beobachte,

00:28:04: die werden ja dann kreativ, wenn die langweilig ist.

00:28:07: Genau.

00:28:08: Und nicht, wenn sie im Stress sind.

00:28:09: Genau.

00:28:10: Das ist das, warum der unter der Dusche

00:28:12: irgendwie die besten Ideen kommen oder im Urlaub.

00:28:14: Aber ich dusch doch gar nicht.

00:28:16: Ich weiß nicht, warum ich so auf Abstand hier spazieren gehe.

00:28:19: Das war die Schlange.

00:28:20: Genau.

00:28:21: Nein, aber also im Ernst, tatsächlich braucht es die Auszeiten,

00:28:24: um kreativ zu werden, um neue Lösungen zu finden,

00:28:26: wenn ich immer nur im Hamsterrad renne.

00:28:28: Dann bin ich nicht mehr kreativ.

00:28:30: Ja, total.

00:28:31: Dann bin ich auch nicht mehr willens, irgendwas zu ändern.

00:28:33: Sondern würde ich froh, wenn ich meinen Hamsterrad am Laufen halte.

00:28:35: Ja, richtig.

00:28:36: Hast du, ja, ich sage euch,

00:28:40: hast du oder ich weiß nicht, wie eure Forschung dann genau aussieht,

00:28:44: erhebt ihr nur die Daten und stellt fest oder habt ihr auch Ansätze zu Lösungen?

00:28:51: Nee, tatsächlich erheben wir in erster Linie die Daten und stellen fest

00:28:56: und übergeben dann die Verantwortung zurück an die Molkereien

00:29:02: und an die Landwirte, die dann eben teilweise die Molkereinschulungskonzepte entwickeln

00:29:07: oder auch Berater einstellen, die eben Sozialprävention

00:29:12: in den Betrieben anbieten, ganz unterschiedliche Konzepte fahren.

00:29:16: Ja.

00:29:17: Aber ist es in dem, also wenn die, ich kann mir das schon vorstellen,

00:29:22: dass es irgendwie Sozialtrainings etc. gemacht werden,

00:29:25: aber ist es dann zielführend, wenn das ganze System eigentlich so wahnsinnig

00:29:29: gut ausgelegt ist gerade, dass man in diesem System,

00:29:33: was nicht so richtig förderlich ist für all die Dinge, die wir gesagt haben,

00:29:37: dann Sozialtraining gemacht, das ist natürlich super,

00:29:40: aber kann das so viel bewirken, wie es eigentlich bewirken müsste?

00:29:44: Du musst halt irgendwo anfangen, ne?

00:29:46: Ja, schon.

00:29:47: Und in dem Moment, wo du einzelne an der Wurzel packst sozusagen,

00:29:51: die dann für sich was ändern, ändert sich ja automatisch das System mit.

00:29:55: Das wird, denke ich mal, jetzt auch passieren, wenn eben die jungen Leute,

00:29:58: die mehr darauf achten auf ihre eigenen Ressourcen in den Job kommen,

00:30:02: ich denke dann wird sich schon das ein oder andere ändern müssen,

00:30:05: weil sonst macht es nämlich keiner mehr.

00:30:07: Und irgendwann kommen wir an den Punkt, wo auch die Politik sich fragen muss,

00:30:10: wie muss sich Politik gestalten, damit wir noch genug Nahrungsmittel

00:30:12: in Deutschland erzeugen können.

00:30:13: Richtig, weil auch wenn man jetzt unterstellen kann,

00:30:16: das ist ja auch verständlich, dass die Politik nicht für jeden einzelnen

00:30:20: sich kümmern kann und persönlich vorbeikommen kann

00:30:23: und nochmal was zu spenden, aber spätestens wenn es dann so ums Allgemeine geht

00:30:26: und die Nahrungsmittelproduktion wird merklich knapper und die Betriebe gehen zurück,

00:30:30: dann muss sich ja auch irgendwie was ändern.

00:30:33: Was ist die Alternative, importieren Milch?

00:30:37: Tatsächlich ist das natürlich eine Alternative, wie sicher die ist

00:30:41: und was wir politisch für einen Selbstversorgungsgrad erhalten wollen

00:30:44: und ohne Vergissensverhalten.

00:30:46: Genau, das ist eine Frage, die die Politiker beantworten müssen

00:30:49: und dann irgendwann sich fragen müssen, ob die Politik, die sie machen,

00:30:52: zu dem Ziel passt, dass sie haben.

00:30:54: Und dann passiert vielleicht nochmal wieder ein bisschen was.

00:30:59: Was war denn deine Motivation in diesem Gebiet zu forschen?

00:31:03: Ist das einfach nur, also wahrscheinlich nicht,

00:31:06: weil jetzt einfach die Stelle gerade frei war,

00:31:08: du wirst wahrscheinlich auch irgendwie ein Interesse daran haben

00:31:10: oder das wahnsinnig ungerecht schon immer gefunden zu haben

00:31:14: oder was war das bei dir?

00:31:17: Ja, also tatsächlich bin ich ja eben relativ früh auf die Kuh gekommen

00:31:20: und auch auf die Milch verhalten, wenn man so will,

00:31:23: weil ich einfach finde, dass das eine unheimlich faszinierende Bevölkerungsgruppe ist.

00:31:26: Die arbeiten echt hart, sind aber überwiegend gut drauf dabei.

00:31:30: Ja, das war sich auch schon erliebt haben.

00:31:32: Ich bin immer noch motiviert, nach vorne zu gucken

00:31:34: und wirklich was zu reißen und auch was zu verändern.

00:31:36: Das hat mich immer begeistert und dann unterstützende Position zu haben,

00:31:40: wo ich idealerweise mit meinen Ergebnissen,

00:31:42: vielleicht auch in der Politik, den einer oder anderen sensibilisieren kann

00:31:45: für die Herausforderung, das was mich gelockt hat damals

00:31:49: und was mich auch heute noch bei der Straße hält.

00:31:51: Toll, ja.

00:31:53: Ich habe dann, wahrscheinlich würde es so sein, aber

00:31:56: hat so manchmal das Gefühl, dass du hier was rausfühlst,

00:31:58: was doch wirklich wichtig sein könnte

00:32:00: und gelesen werden könnte

00:32:02: und dann könnte man Erkenntnisse rausziehen und was verändern

00:32:04: und dann denkst du manchmal, hat das irgendjemand überhaupt gelesen,

00:32:07: der da sitzt und wichtig in der Position wäre, der das ändern könnte

00:32:10: oder kommt es gar nicht irgendwo an?

00:32:12: Das kommt nie vor, dass ich das Gefühl habe, es hat keiner gelesen.

00:32:15: Nein, natürlich.

00:32:17: Das ist jetzt eine schwierige Frage, was soll ich dazu jetzt hier sagen?

00:32:19: Ich stelle mir das vor, wenn ich,

00:32:21: wenn ich etwas zu wichtig bei so etwas, wenn ich etwas forschen würde

00:32:24: und ich finde etwas raus,

00:32:26: dann werde ich in der Welt davon erzählen.

00:32:28: Wer beleidigt, wenn es dann keiner, wenn ich davon merke,

00:32:31: so richtig umgesetzt wird es auch nicht.

00:32:33: Ja, tatsächlich ist das mit der Umsetzung

00:32:35: eine Sache, die uns in der Vergangenheit auch ein bisschen deprimiert hat,

00:32:40: weil wir eben also gar nicht mal unbedingt unsere Forschungsergebnisse,

00:32:43: aber wir dann ja eben durch die Erhebung zeigen,

00:32:45: dass sich in manchen Bereichen vielleicht auch nicht so viel tut,

00:32:47: wie wir denken würden, dass ich da tun könnte, sollte müsste.

00:32:50: Das wäre auch möglich wäre, durch eure Erkenntnisse.

00:32:52: Genau.

00:32:54: Und wir haben uns jetzt tatsächlich darauf verständigt,

00:32:56: dass wir mal verstärkt dahin gucken,

00:32:58: wie wir unsere Ergebnisse eigentlich transportieren können.

00:33:00: Weil offensichtlich erreichen wir ja zu wenig Leute oder vermitteln es irgendwie nicht so,

00:33:05: dass es umgesetzt wird.

00:33:07: Und von daher ist das jetzt so ein bisschen,

00:33:09: was womit wir uns beschäftigen, wie wir das besser an die Landwirte heran transportieren können,

00:33:12: dass sie es auch annehmen können.

00:33:14: Von der Betriebswirtschaftlerin zur Marketing-Expertin?

00:33:16: Ja, wenn er so will es schon.

00:33:18: Aber ich bin sehr teuer.

00:33:20: Okay, mal gucken, ob das das leisten könnte in der Betriebswirtschaft.

00:33:22: Wahrscheinlich nicht.

00:33:24: Ja, mal gucken.

00:33:26: Wir haben jetzt schon ein paar Artikel im Format umgestellt,

00:33:28: dass wir eben mehr über Menschen schreiben,

00:33:30: die eben Erfahrungen gemacht haben mit bestimmten Änderungen,

00:33:32: als dass wir nur über die Zahlen, Daten, Fakten schreiben.

00:33:35: Ich glaube, das funktioniert ganz gut, aber mal gucken, wo es uns hinführt.

00:33:38: Bleibe gespannt.

00:33:40: Kannst du denn sagen,

00:33:42: wie im Vergleich die niedersächsischen Betriebe

00:33:46: zum restlichen deutschen Schnitt liegen?

00:33:48: Schlechter, besser, ungefähr gleich.

00:33:50: Wo harpert's?

00:33:52: In der sozialen Säule sozusagen.

00:33:54: Kannst mir auch andere Sachen auf die Teller legen.

00:33:56: Ich esse, was da ist.

00:33:58: Also ich glaube, die niedersächsischen Betriebe sind ja im Bundes-Schnitt,

00:34:00: wenn wir jetzt zumindest mal die alten Bundesländer angucken,

00:34:02: vergleichsweise groß und modern aufgestellt.

00:34:04: Wir haben halt viel investiert in...

00:34:06: Du hast die neuen Stelle gesehen,

00:34:08: die neuen Technik gesehen.

00:34:10: Ja, ich hab die gesehen, die sieht schick aus.

00:34:12: Genau.

00:34:14: Die hat einen Investitionsstau in den allermeisten Betriebs-Säule.

00:34:16: Aber ich denke mal, so sehen Stelle aus,

00:34:18: aber offenbar dann nicht in ganz Deutschland.

00:34:20: Nee, genau.

00:34:22: Nicht in ganz Deutschland, auch in der Größenordnung nicht in ganz Deutschland.

00:34:24: Sind eher kleinere, wie wir es sonst.

00:34:26: Genau, zumindest in den südlichen Bundesländern sind die Betriebe deutlich kleiner als in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein.

00:34:32: Sowieso als in den neuen Bundesländern.

00:34:34: Die niedersächsischen Betriebe haben auch tendenziell eher Mitarbeiter,

00:34:37: als eben die kleineren Betriebe logischerweise können,

00:34:39: dadurch auch tatsächlich ein bisschen mehr Urlaub machen oder sich mal rausnehmen.

00:34:42: Als Betriebe in anderen Regionen.

00:34:44: Und ich hab das Gefühl, dass die grundsätzlich gut aufgestellt sind.

00:34:47: Die haben in Gülle-Technik investiert.

00:34:49: Also die sind mit modernen Ausbringungsverfahren unterwegs.

00:34:51: Du meinst so ein Scheißeschieber zum Beispiel?

00:34:53: Nee, ich mein so ein Schleppschuh-Güllefass oder so was.

00:34:57: Was soll das denn sein?

00:34:59: Womit du die Gülle auch im Welt ausbringst.

00:35:01: Ah, das klingt weiter.

00:35:02: Damit das nicht so in die Welt gespustet wird,

00:35:04: sondern eben ordnungsgemäß direkt an der Schande ankommt.

00:35:06: Bodennah?

00:35:07: Genau.

00:35:08: Hab ich schon gelernt.

00:35:09: Ja, vorragend.

00:35:10: Und wie heißt das Ding?

00:35:11: Schleppschuh.

00:35:12: Das ist, weil du hast eben ein längeres Wort gesagt.

00:35:15: Schleppschuh-Güllefass.

00:35:16: Ja.

00:35:17: Irgendwas, was ich gesagt habe.

00:35:18: Da denk ich immer nur, bei Scrabble gibt es voller Punkt.

00:35:20: Ja.

00:35:21: Und also die sind, meinst du jetzt an sich von dem Betrieb,

00:35:25: weil wir durch die Größe besser aufgestellt sind,

00:35:27: weil sie mehr Personal einstellen können auch

00:35:29: und haben dann zum Beispiel mehr Urlaub.

00:35:31: Zum Beispiel.

00:35:32: Weil da kann ja mal der andere, der dann auch ist, übernehmen für die Zeit.

00:35:34: Wenn es gut läuft, zumindest ja.

00:35:36: Hast du noch Punkte, wo du herausstellen kannst,

00:35:39: wie Niedersachsen arbeitet im Vergleich zum Rest?

00:35:43: Mit der Betriebsgröße habe ich jetzt schon gehört.

00:35:48: Genau, tendenziell eher Mitarbeiter als der Süden.

00:35:51: Ja.

00:35:52: Nein, durch die Betriebsgröße, durch die neuen Ställe,

00:35:54: natürlich auch ein anderes Tierwohl,

00:35:56: als wenn ich beispielsweise noch in Anbindung unterwegs bin.

00:35:59: Vielfach moderne Gülleausbringung hatten wir.

00:36:03: Genau.

00:36:04: Ich wünsche uns ein bisschen jetzt bei meinem Ausblick,

00:36:06: weil ich gar nicht so unzufrieden daraus gehen möchte.

00:36:10: Weil ich ein bisschen das Gefühl habe, so schlecht ist es vielleicht auch gar nicht.

00:36:14: Oder es kommt ja auch vielleicht wieder was.

00:36:17: Aber meinst du denn, das müsste was richtig Großes passieren,

00:36:22: damit die Landwirte zufriedener werden,

00:36:25: diese Nachhaltigkeit noch besser ausgelebt werden kann.

00:36:28: Oder die kommen sowieso.

00:36:30: Weil man immer sagt, na ja gut, dann mache ich das halt mit dem Hof meiner Eltern.

00:36:35: Also ich würde mir wünschen, dass tatsächlich die soziale Säule mal ins Rampenlicht rückt.

00:36:40: Und dass man sich tatsächlich systematisch mal mit beschäftigt und überlegt,

00:36:44: wie kann man die Milch, die Tierhalter oder die Landwirte im Allgemeinen

00:36:47: in dem Bereich stärker unterstützen.

00:36:49: Also es gibt ja schon Familienberatung,

00:36:51: landwirtschaftliche Sorgentelefone, das gibt es ja.

00:36:54: Aber tatsächlich diese ganzen Sorgenthemen zu enttabuisieren,

00:36:59: also sei es finanzielle Sorgen, sei es, ich will den Hof eigentlich nicht weiter machen.

00:37:03: Ich bin überfordert mit Pflege meiner Kinder, meiner Eltern, meiner Tiere,

00:37:07: alles auf einmal, das einfach mal aufs Tablett zu heben und salonfähig zu machen,

00:37:11: diese Themen.

00:37:12: Ich glaube, das wäre echt ein Gewinn, von dem alle profitieren könnten.

00:37:16: Wir tun unser Bestes, wir haben es damit angesprochen.

00:37:18: Und für mich war das eben, dass wir gemerkt genauso neu,

00:37:21: als ich über Nachhaltigkeit geredet habe, viel mehr Klima ein.

00:37:24: Und nicht, dass was sozial noch auf dem Hof passiert.

00:37:27: Ne, genau. Und das ist tatsächlich auch was, das sind so diese Diskussionen,

00:37:30: wir wollen, oder politisch und gesellschaftlich, es ist vermeintlich,

00:37:33: irgendwie der kleine Bola-Bü-Betrieb gewollt,

00:37:36: dass das aber genau der Betrieb ist, wo der Landwirt wirklich 24 Stunden, 7 Rödel,

00:37:40: das haben die meisten Menschen nicht auf dem Schirm.

00:37:43: Wie auch, spricht ja keiner drüber.

00:37:45: Genau, woher sollen wir uns denn wissen, man kann sich auch nicht immer

00:37:47: alles selbststundenlang ergugeln oder rausfinden oder Leute direkt fragen.

00:37:50: Das klappt ja einfach nicht immer.

00:37:52: In Hannover sind noch wahnsinnig wenig Milchviehbetriebe.

00:37:55: Ja.

00:37:57: Hast du denn so 1, 2, 3 Eckpunkte, wo du sagst,

00:38:00: das ist für mich wirklich eine optimale Vorstellung,

00:38:04: wie Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zukünftig gelebt werden sollte?

00:38:08: Also, wenn ich mir was wünschen dürfte, würde ich mir eine Landwirtschaft wünschen,

00:38:13: wo irgendwie alle vier Säulen von dem Nachhaltigkeithaus gerade stehen

00:38:17: und keine mehr wackelt.

00:38:19: Verrückter Wunsch.

00:38:21: Es gibt irgendwie eine Balance zwischen dem, was die Umwelt braucht,

00:38:24: was die Tiere brauchen, aber eben auch was die Menschen brauchen.

00:38:27: Und dass da keiner mehr hinten runterfällt.

00:38:29: Bis dahin haben wir aber noch ein bisschen...

00:38:31: Ich wollte gerade...

00:38:32: Das zu tun, glaube ich.

00:38:33: Wieder fragen, aber ich wollte nicht mit so was negativ in was ein Podcast geht.

00:38:36: Für wie realistisch erachtest du das?

00:38:38: Ach, ich glaube, wenn wir alle einen Beitrag zu leisten,

00:38:40: dann kommen wir der Sache zumindest immer näher.

00:38:42: Die Herausforderung in der Landwirtschaft ist einfach,

00:38:44: dass dieses Haus, wo alle vier Säulen gleich lang sind,

00:38:47: für jeden Betrieb anders aussieht

00:38:49: und dass sich das auch regelmäßig ändert.

00:38:51: Dann ändert sich das Wetter oder es kommt nicht hier solche,

00:38:53: oder was weiß ich.

00:38:55: Und dann gräbt eine Säule ins Wackeln und muss wieder neu justieren.

00:38:58: Also Landwirtschaft ist ja einfach nichts, was einfach ist.

00:39:01: Ja, ich wollte davon.

00:39:02: Ziemlich komplex.

00:39:04: Ich meine, ich kenne mich hier nicht aus, aber du hast doch geplant.

00:39:07: Wieso?

00:39:08: Meine Fragen sind durch und wir sind wieder vom Bau gerüst.

00:39:11: Gut, ne? Planen ist halt doch Mainz.

00:39:13: Mainz nicht offen war.

00:39:15: Aber im Direktkontakt war ich ganz gut.

00:39:17: Ja, das stimmt.

00:39:18: Das hat mich wahnsinnig gefreut.

00:39:20: Es war sehr interessant und sehr entspannt und auch ein bisschen lustig mit hier.

00:39:23: So wie es eigentlich das und meine drei Säulen.

00:39:25: Ja, das ist doch super.

00:39:26: Also danke, dass ich hier sein durfte.

00:39:27: Ja, sehr gerne.

00:39:28: Jede Zeit wieder.

00:39:29: Stadtland Kuh. Eine Produktion von Leichland Niedersachsen.

00:39:34: Copyright WDR 2021

00:39:36: SWR 2020

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.