#045 Diese Landjugend heutzutage

Shownotes

Auf seinen Reisen durch die niedersächsische Provinz hat Stadtmensch Timo schon des Öfteren von einer ominösen Organisation namens „Landjugend“ gehört. Und er hatte auch sofort das passende Vorurteil parat: „Hier treffen sich Bauernkinder, um zu saufen.“ Wie sich nun aber herausstellt, ist das erstens falsch und zweitens nicht richtig. In Hannover trifft er auf Ina, die Landesvorsitzende der Niedersächsischen Landjugend, die seine Klischeevorstellungen freundlich, aber bestimmt auseinandernimmt.

Als erstes stellt sie klar: Die Landjugend ist keine Landwirtschaftsjugend, sondern ein Verein für Menschen, die die auf dem Land leben. Und das gemeinsame Ziel ist auch nicht, so viel Alkohol in so kurzer Zeit wie möglich zu vernichten, sondern als Gemeinschaft was zu erleben und Projekte umzusetzen. Ina berichtet von Reisen, Wetten mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und was die Landjugend binnen 72 Stunden alles auf die Beine stellen kann.

Was Timo vielleicht am meisten überrascht: Die Landjugend ist gar kein exklusiver Club, in dem Fremde komisch angeguckt werden. Im Gegenteil: Der Landesvorsitz zeigt sich offen und hat sich auch klar gegen Demokratiefeindlichkeit und Extremismus positioniert.

Das, wofür die Landjugend steht, findet sich übrigens auch in dem dann auch doch wieder extrem feiertauglichen Song, den wir hier verlinkt haben, und den Timo in seiner selbstgewählten Funktion als Musikkritiker am Ende auch kritisch würdigt.

Transkript anzeigen

00:00:00: [Musik]

00:00:16: Das muss es wohl, denn da bin ich heute schließlich eingeladen.

00:00:19: Und damit ein allerherzlichstes Schönen, dass ihr da seid.

00:00:23: Bei Stadtland Kuh.

00:00:26: [Musik]

00:00:28: Was es mit dieser schmissigen Musik vom Anfang auf sich hat, dazu später mehr.

00:00:33: Erst mal eine kurze Standortbestimmung.

00:00:35: Ich bin heute nur ein paar Kilometerchen von meinem Zuhause in Hannover entfernt.

00:00:39: In der Geschäftsstelle der niedersächsischen Landjugend.

00:00:42: Da habe ich mich mit der Landesvorsitzenden Ina verabredet.

00:00:45: Ehrlich gesagt habe ich wenig bis keine Ahnung, was die Landjugend im Allgemeinen und Ina im Besonderen zu machen.

00:00:53: Aber darum geht es ja hier, das zu ändern.

00:00:55: Neben einem eingemauten Charme habe ich anders als sonst auch noch zwei große Mikrofone zum Auf den Tisch stellen dabei.

00:01:02: Die sind für mich auch neu. Die haben sonst immer Hatshats auf.

00:01:05: Okay.

00:01:06: Und ich finde, wenn man die aufhört, dann merkt man das nicht.

00:01:08: Dann redet man miteinander.

00:01:10: Und wenn ich jetzt hier vorhin sitze mit dem Mikrofon, dann denke ich direkt, du bist die Bundeskanzlerin oder so.

00:01:15: Ja, das ist nicht der Fall.

00:01:17: Sondern?

00:01:18: Ich bin Ina Stevika.

00:01:20: Ich bin die Landesvorsitzende der niedersächsischen Landjugend.

00:01:22: Und du willst Bundeskanzlerin werden?

00:01:24: Ich muss erst mal vorweg sagen, das kenne ich gar nicht aus. Wir müssen ganz vorne anfangen.

00:01:30: Grundsätzlich, Landjugend ist nicht nur Landwirtschaft, sondern Landjugend ist Jugend vom Land.

00:01:37: Wir schätzen so 10 bis 15 Prozent unserer Mitglieder sind aktive Landwirte.

00:01:42: Aber das ist absolut gar kein Kriterium.

00:01:46: Also es ist wirklich für die Bevölkerung.

00:01:48: In vielen kleinen Dörfern gibt es Jugendliche auf dem Land.

00:01:52: Ich kann es auch nicht glauben, aber doch ist so.

00:01:56: Die sich dann wirklich in Ortsgruppen.

00:01:59: Ich denke, so bei 15 Leuten fängt es an.

00:02:01: Das geht bis irgendwo in die 400 pro Ortsgruppe.

00:02:05: Die finden sich zusammen und dann stellen die schöne Sachen auf die Beine.

00:02:08: Also ich bin jetzt hier, um das nochmal aufzugreifen, in ein sehr großes Haus gefahren, in einer Innenstadt von Hannover.

00:02:14: Hast du nicht alles euer Haus hier oder nicht?

00:02:16: Nee, das Haus gehört dem Landvolk und die Landjugend hat sich hier eingemietet.

00:02:22: Ja, weil auch Landvolk, was auch mal das dann sein mag.

00:02:25: Ja, das Landvolk ist die Interessenvertretung der Landwirte.

00:02:29: Die Landjugend hat sich vor knapp 75 Jahren aus dem Landvolk quasi ein bisschen abgespalten.

00:02:36: Ja, das weiß ich noch damals.

00:02:38: Das sieht man ja an.

00:02:40: So geht es also los hier.

00:02:42: Und hat sich letztendlich ja als ein eigener Verband.

00:02:46: Und dem Namen nach zu urteilen, wird dort getrunken?

00:02:50: Fehlanzeige.

00:02:53: Natürlich trinkt man auch mal zusammen, aber das steht halt nicht unbedingt im Vordergrund.

00:02:59: Das ist nämlich ein ganz fieses Klischee.

00:03:01: Sagt es ihr und lacht und drank ein Schnaps.

00:03:04: Nein.

00:03:06: Was macht man dann da?

00:03:08: Also das ist ganz unterschiedlich.

00:03:10: Wir haben die äh die ähm gehen zusammen in eine Sporthalle, backen Pizza teilweise.

00:03:14: Lecker.

00:03:16: Natürlich werden auch Feste organisiert.

00:03:19: Wenn jetzt eine Ortsgruppe sagt, wir möchten hier ein äh...

00:03:23: Aufgelage.

00:03:25: Ein Fest organisieren, dann ist das eben nicht nur das Trinken, sondern da gehört sehr viel Organisation dazu.

00:03:30: Und man lernt einfach von den Älteren.

00:03:33: Es fängt so mit 15 Jahren an, dass die Landjugendlichen zu uns kommen.

00:03:36: Haben noch nicht ganz so den Überblick, was man so machen kann.

00:03:39: Und häufig lernen die da sehr voneinander, dass sich deren Zukunft durch diese Organisation zum Beispiel formt.

00:03:47: Hast du schon mal von der 72 Stundenaktion gehört?

00:03:50: Mir wurde da von der Vorbereitung berichtet.

00:03:53: Aber von mir aus, von mir aus, wäre ich nicht darauf gekommen.

00:03:56: Das ist eine Aktion, die alle vier Jahre stattfindet.

00:04:00: Da melden sich die Landjugendgruppen an.

00:04:02: Die sagen einfach, wir möchten was machen, was für's Dorf.

00:04:05: Und dann wird die Aufgabe bekannt gegeben.

00:04:08: Und dann geht es innerhalb von 72 Stunden da ganz was auf die Beine gestellt.

00:04:12: Aber dann ist das ziemlich Halligallier.

00:04:14: Da muss aber was Gutes sein, dann.

00:04:15: Das ist was richtig Gutes.

00:04:16: Was wäre hier als ein Beispiel?

00:04:18: Also das fängt bei Schutzhütten an.

00:04:20: Das sind irgendwelche Imagefilme für's Dorf.

00:04:23: Infotafeln für landwirtschaftliche Betriebe, Dorfplätze, die neu gestaltet werden.

00:04:28: In 72 Stunden schraubst du da einmal den ganzen Marktplatz.

00:04:31: Zum Beispiel.

00:04:32: Aber wie viele Leuten geht das denn nur?

00:04:35: Von 15 bis 400.

00:04:39: Die letzte Aktion, da hatten wir 128 Ortsgruppen, die teilgenommen haben.

00:04:43: Und die haben teilweise Schutzhütten gebaut.

00:04:45: Was sind denn Schutzhütten überhaupt?

00:04:47: Farrer-Tütten.

00:04:48: Das macht man auf dem Land, so ein bisschen farrer fahren.

00:04:51: Bei welcher Geschichte warst du dabei?

00:04:53: Ich bin durch Niedersachsen gefahren, habe die Ortsgruppen besucht.

00:04:56: Und hast du gewunken, groial, oder was war deine Aufgabe?

00:04:59: Nein, wir haben die Politiker bei Laune gehalten.

00:05:03: Weil es natürlich auch ein schönes Image für das Land gibt.

00:05:07: Und für die Ortsgruppen laden wir immer die Politiker ein.

00:05:10: Die dann eben sehen, was die Jugend auf dem Land kann außertrinken.

00:05:16: Und schon bin ich um mindestens zwei Sachen schlauer.

00:05:19: Erstens, dass die Landjugend Kernkompetenz Kornkompetenz ist.

00:05:24: Ist ein fieses Klischee.

00:05:26: Und zweitens, Landjugend ist keine Landwirtschaftsjugend.

00:05:30: Sondern die gibt es für alle junge Menschen vom Dorf,

00:05:33: die mit Q und Q meist gar nichts am Strohgut haben.

00:05:36: Wie ist das eigentlich bei unserer Gastgeberin hier?

00:05:38: Du bist Landwirtin?

00:05:40: Ja.

00:05:41: Das klingt jetzt jetzt zögerlich.

00:05:43: Ich habe eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht.

00:05:45: Ich habe auch Agrar studiert.

00:05:47: Aber ich habe keinen landwirtschaftlichen Betrieb mehr.

00:05:51: Weil wir den landwirtschaftlichen Betrieb aufgegeben haben.

00:05:54: Mein Vater hat mit der Landwirtschaft aufgehört.

00:05:57: Und ich arbeite beim Landvolk.

00:05:59: Aber nicht hier im Haus.

00:06:01: Du bist so kompliziert.

00:06:03: In meiner Heimat. Ja.

00:06:05: Stimmt, aber apropos deine Heimat.

00:06:07: Das wird irgendwo Richtung hollinische Grenze sein.

00:06:10: Weil da wollten wir dich eigentlich mal treffen.

00:06:12: Ganz genau.

00:06:13: Ich komme aus der Grafschaff-Bandheim.

00:06:15: Du arbeitest aber auch für die Landjugend?

00:06:17: Nein, ich bin ehrenamtlich.

00:06:19: Bist du da reingeboren in die ganze Sache?

00:06:21: Wie bist du teilweise geworden?

00:06:23: Durch ein Freundeskreis.

00:06:25: Ist man irgendwo gezwungen?

00:06:27: Gezwungen.

00:06:29: Man war dann irgendwann 14 oder 15.

00:06:31: Und hat gesagt, okay, da gibts diese Gruppe.

00:06:33: Das gucken wir uns mal an.

00:06:35: Dann bist du da irgendwas reingeraten.

00:06:37: Aber hättest du auch sagen können, macht ihr mal weiter?

00:06:39: Für mich ist das nichts.

00:06:40: Gleich hätte man das sagen können.

00:06:42: Wäre das noch deine Freundin gewesen?

00:06:44: Wahrscheinlich schon.

00:06:46: Aber das wird immer so gesagt, Landjugend muss man erleben.

00:06:49: Man muss sich dann auch nicht mehr überlegen.

00:06:51: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:06:53: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:06:55: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:06:57: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:06:59: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:01: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:03: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:05: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:07: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:09: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:11: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:13: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:15: Man muss sich dann auch überlegen, was man hat.

00:07:17: Das war ein halb Jahr, dem habe ich zugestimmt.

00:07:19: Da war ich erst stellvertretende Landesvorsitzende.

00:07:22: Und jetzt bin ich Landesvorsitzender.

00:07:24: Was würdest du denn sagen,

00:07:26: sind du die größten Mehrwerte, die du persönlich erlebt hast,

00:07:31: weil du dort mein Mitglied geworden bist

00:07:34: und dich nicht dagegen entschieden hast?

00:07:36: Ich finde, Landjugend ist einfach eine riesige Gemeinschaft.

00:07:39: Wenn irgendwo ein Problem da ist,

00:07:42: wo man, sag ich mal, viele Leute braucht, im Zweifel,

00:07:45: fragt man die Landjugend.

00:07:47: Und das findet sich immer jemand, der einen unterstützt.

00:07:50: Zum Beispiel.

00:07:51: Ja, das versteht, dass man eine Gemeinschaft ist

00:07:53: und man sich hilft.

00:07:54: Hast du davon profitiert?

00:07:56: Oder bist du immer nur doof, wenn die anderen hilft?

00:07:58: Ich glaube, da profitiert jeder so ein bisschen.

00:08:00: Man verbringt auch einfach Zeit zusammen.

00:08:02: Man geht zusammen zu irgendeiner Veranstaltung.

00:08:05: Man organisiert eben Sachen zusammen.

00:08:07: Man schafft Sachen zusammen.

00:08:09: Ich finde, das verbindet ja auch wahnsinnig.

00:08:12: Man ist so, wenn man dann durch seinen Ort fährt

00:08:15: und sagt, diese Hütte da,

00:08:17: sitzt eine Truppe von zehn Radfahrern,

00:08:19: die da gerade im Regen unterkommen.

00:08:22: Dieses Ding haben wir auf die Beine gestellt.

00:08:25: Dann ist es ein gutes Gefühl.

00:08:27: Als Landesvorsitzende ist es natürlich in das Pflicht,

00:08:30: mir auch alles organisatorische,

00:08:32: rund um die Landjugend in Niedersachsen zu erzählen.

00:08:35: Es gibt so und so viele Ortsgruppen,

00:08:37: darüber Kreisgemeinschaften,

00:08:39: die wiederum in Bezirke zusammengefasst sind.

00:08:41: Alles richtig und wichtig.

00:08:43: Aber das kollidiert leider etwas mit meiner Pflicht als Podcast.

00:08:46: Und da war ich nicht so langweilig.

00:08:48: Reiten wir doch stattdessen lieber noch weiter

00:08:50: auf Stadtlandklischees rum.

00:08:52: Ist es generell auf dem Land so,

00:08:54: dass die Leute mehr handwerkliches Geschick haben

00:08:56: oder mehr Tatendragen umsetzen können als ich?

00:08:58: Ich kann ja nichts bauen.

00:09:00: Das ist auch ein Klischee.

00:09:02: Ich glaube, vielleicht wissen viele Städter einfach gar nicht,

00:09:05: dass es doch gar nicht so schwer ist.

00:09:07: Vielleicht wird man auf dem Land da eher so ein bisschen reingeschubst.

00:09:10: Aber ich probiere es ja auch nicht.

00:09:12: Wenn du jetzt Mitglied einer Landjugend wärst

00:09:14: und merkst, woher du diese Sachen zusammenschrauben.

00:09:17: Und am Ende sehen, dass das richtig cool ist.

00:09:20: Vielleicht hättest du dich dann doch um entschieden.

00:09:22: Und was anderes gemacht als Lehrer zu sein.

00:09:25: Ich verstehe den Unterton.

00:09:27: Eine Ergebnis zu haben ist eine super Sache.

00:09:30: Wo hat man es denn in der Stadt?

00:09:32: Ich mache ab pro gestern mein Badgepulse.

00:09:34: Da habe ich es auch gesehen.

00:09:36: Das sieht besser aus.

00:09:38: Ich habe auch ein Job, der mir macht Spaß.

00:09:41: Den mache ich gerne.

00:09:43: Aber da habe ich nichts gebaut, wo ich am Ende des Tages sage, guck mal.

00:09:46: Aber das sieht so vielleicht ein paar Jahre an.

00:09:48: Ja, aber wenn du jetzt eine Schutzhütte baust,

00:09:50: hast du schnelleres Ergebnis.

00:09:52: Das ist so. Das ist ganz schön.

00:09:54: Ich frage mich, ob ihr von Haus aus eine Gemeinschaft seid

00:09:57: auf dem Dorf oder ob das durch die Landjugend kommt.

00:10:00: Weil es gibt jetzt auch keine,

00:10:02: ich wüsste nicht, dass es eine Stadtjugend Hannover gibt.

00:10:05: Es ist ja für einen, dass das Leben auf dem Land

00:10:08: vielleicht auch einfach attraktiver wird.

00:10:10: Dass Landleben nicht nur langweilig ist.

00:10:13: Was so ein bisschen das Image vielleicht ist.

00:10:16: Gefangen in den Klischee ist.

00:10:18: Sondern dass da auch eben eine Gruppe ist,

00:10:21: wo jeder eben willkommen ist.

00:10:23: Wo jeder sich letztendlich, sag ich mal, anschließen kann.

00:10:26: Ganz unverbindlich.

00:10:28: Jeder ist willkommen, finde ich so weit als Gedankengut.

00:10:31: Das ist jetzt nicht aufs Land ne Bezuge.

00:10:33: Das ist ja so eine komische Leute.

00:10:35: Du wirst ja auch mit umgehen.

00:10:37: Ist dann trotzdem ihr seid so weit human,

00:10:39: Das ist eine schöne Eigenschaft. - Das Ziel, ja.

00:10:42: Ich weiß nicht, ob ich das könnte.

00:10:44: Beruflich muss ich mit jedem klarkommen.

00:10:46: Aber privat bin ich sehr selektiv und denke,

00:10:49: bevor ich mich in einer großen Gruppe anschließe,

00:10:52: wie ihr eine seid, will ich fein säuberlich aussuchen,

00:10:55: mit wem ich Kontakt habe und wem auch nicht.

00:10:57: Aber auch innerhalb der Landtügend ist es so,

00:11:00: dass sich wieder klicke bilden, die dann über Alltagsspannen hinaus

00:11:04: auch abseits der Landtügend miteinander Zeit verbringen.

00:11:07: Die Landtügend ist irgendwie ...

00:11:09: In einem Ort hat man von 15 bis 35 einen lustigen Tag zusammen.

00:11:14: Ist das eine offizielle Altersbegrenzung?

00:11:16: Nee, das ist ein bisschen Bischy-Wasche.

00:11:19: Je nachdem, es gibt Landtügenden, die Trachten, Tänze etc. machen.

00:11:24: Damals hat sich das Außener Landtügend gegründet.

00:11:27: Die nennen sich heute noch Landtügend.

00:11:29: Kommt mit wahnsinnig vielen Klischees um die Ecke.

00:11:32: Deswegen will ich das zu damit aufräumen.

00:11:35: Ich dachte, das sind wirklich nette Leute.

00:11:37: Aber wenn ich aus dem Stadt komme und denke,

00:11:39: es wird hier ein Trachten-Tanz vorgeführt,

00:11:42: da war ich nach Hause.

00:11:43: Tradition.

00:11:44: Können wir eine Gemeinsamkeit noch mal rausarbeiten bei uns?

00:11:48: Ich bin ja einmal Trecker gefahren.

00:11:50: Ich fährst doch gern Trecker. - Treckerfahren ist super.

00:11:53: Machst du das noch, weil du keinen Hof mehr hast?

00:11:56: Na, aber ein bisschen Land haben wir noch.

00:11:58: Sagst du, die Herzhugeln?

00:12:00: Ja, man hat auch Nachbarn, wo man dann mal aushilft.

00:12:03: Was anders ist als an meinem Leben, wenn man aussucht,

00:12:06: ob ich meine Nachbarn kennenlernen möchte oder nicht.

00:12:09: Und du auf dem Dorf, du kennst deine Nachbarn, weil du sie kennen musst.

00:12:13: Es ist schon von Vorteil.

00:12:15: Meistens kann man sich nicht beschweren.

00:12:18: Weil wir gar nicht solche Eigenbrotler sind,

00:12:20: wie Landleuten manchmal nachgesagt wird.

00:12:23: Was vorhin auch schon mal angeklungen ist,

00:12:26: die Landjugendleute sollen voneinander und miteinander lernen.

00:12:29: Die Jüngeren von den Älteren progressiv gedacht,

00:12:32: das ist vielleicht sogar mal andersrum.

00:12:34: Da hat die Landjugend sogar hauptamtlicher,

00:12:37: wie sich um diese Bildungsangebote kümmern.

00:12:40: Wir bieten verschiedene Seminare an.

00:12:42: Das fängt bei der Juleiker an. - Da hat man nicht gehört.

00:12:45: Dann unsere Agrarseminare, Zurufübergabe.

00:12:49: Wichtig, ja.

00:12:51: Regionalität, Wasser, Ressourcen, Betriebsbesichtigung.

00:12:54: Ganz verschieden.

00:12:56: Dann haben wir verschiedene Lehrfaden.

00:12:58: Eine große, eine kleine.

00:13:00: Es geht dieses Jahr nach ...

00:13:02: Das ist auch einfach Japan, klingt cool.

00:13:05: Nee, die große Lehrfahrt geht ins Baltikum.

00:13:08: Mit 18 Leuten ...

00:13:09: Ich dachte, das ist eine Lehrfahrt.

00:13:11: Weil du 18 Leute sagst.

00:13:13: Aber es ist mit L-E-H-R.

00:13:15: Ah.

00:13:16: Das war jetzt der Höhepunkt dieses Podcasts.

00:13:19: Darauf habe ich ganz weit dramaturgisch hingearbeitet.

00:13:23: Sie fahren mit 18 Leuten ins Baltikum.

00:13:25: Genau, da schauen sie sich verschiedene lambitschaftliche Betriebe an.

00:13:29: Aber wie cool, da fährt man als Landwirt auch nicht ständig hin.

00:13:33: Vor allem sind es halt absolut nicht nur Landwirte.

00:13:36: Das sind eher nicht Landwirte, die halt wirklich da ...

00:13:39: Da bin ich wieder falsch.

00:13:41: Einfach aus Interesse dann.

00:13:42: Die ist irgendwo immer eine bunte Mischung an Leuten,

00:13:46: die halt mit fährt.

00:13:47: Das ist jetzt wieder so ein Klischee, aber die zweite Lehrfahrt ...

00:13:51: Ich bin bereit. Ging nach Mallorca zum Saufen.

00:13:54: Ja, Mallorca ist richtig, der war ...

00:13:56: (Lachen)

00:13:57: Zum Ballermann geht's nicht.

00:13:59: Es geht ins lambitschaftliche Mallorca.

00:14:01: Das Ziel der Lehrfahrten ist es, andere Regionen einfach kennenzulernen.

00:14:05: Das ist das Schöne, dass nicht nur die Landwirtschaft an sich

00:14:09: im Vordergrund steht, sondern auch diese gemeinsamen Erlebnisse,

00:14:12: die halt dann wahnsinnig zusammenschweißen,

00:14:15: wenn man einige Tage durch ein fremdes Land fährt

00:14:18: und Sachen erlebt, wo man vorher so nicht mitgerechnet hat.

00:14:21: Stichwort Rechnen, die Fahrten und Seminare,

00:14:24: die nicht ehrenamtlichen Mitarbeiter,

00:14:26: die Projekte und Aktionen, das kostet natürlich.

00:14:29: Ein Teil wird über Vereinsbeiträge finanziert,

00:14:32: aber die sind, wie Ina sagt, nur ein Tropfen aufm heißen Stein.

00:14:36: Der Löwenanteil, der kommt vom Land Niedersachsen.

00:14:39: Vielleicht auch ein Grund, warum der Landjugend Landesvorstand

00:14:42: viel Wert auf gute Drähte in die Politik legt.

00:14:45: Und das haben die in diesem Jahr im Rahmen einer Jahresaktion

00:14:48: wirklich clever angestellt.

00:14:50: Also, die Jahresaktionen in diesem Jahr

00:14:52: kommt letztendlich vom bunter deutschen Landjugend,

00:14:54: also unserem Dachverband, der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird.

00:14:58: Wo wir sagen, wir fordern unsere Ortsgruppen auf,

00:15:01: Wetten einzugehen.

00:15:03: Also, es wurde gemeinsam Blutgespende,

00:15:05: das wurde in Müll gesammelt, Turniere ausgetragen.

00:15:08: Die Wette wird dann eingegangen mit zum Beispiel dem Bürgermeister.

00:15:12: Wir haben auch gewettet als Landesvorstand.

00:15:15: Wir haben auf der grünen Woche bei unserem Niedersachsenabend

00:15:18: gewettet gegen Ministerpräsident Weil.

00:15:21: Oh.

00:15:22: Dass wir auf dem Niedersachsenabend 75 Paare finden,

00:15:27: oder so 75 Personen finden,

00:15:29: die den Partner oder die Partnerin ... - Dorf finden.

00:15:32: In der Landschuhung kennengelernt haben.

00:15:35: Ach so, und nicht Dorf finden. - Ja, genau, bestenfalls nicht.

00:15:38: Und hat das geschafft?

00:15:39: Ja, also, es ist so, dass ... - Also, den Bürgermeister zusorgen.

00:15:42: Also, so ist es. - Wir haben es nicht geschafft.

00:15:45: Ich hab die gefunden. - Zehn.

00:15:47: Nein, ich glaube, es waren 58.

00:15:50: Wenn wir die Wette gewonnen hätten,

00:15:53: hätte er uns auf unserer Landesversammlung Anfang Dezember

00:15:56: gesucht. - Mhm.

00:15:57: Aber unser Wetteinsatz war, dass, wenn wir es eben nicht schaffen,

00:16:02: dass wir Ministerpräsident Weil einladen,

00:16:04: zum Grillen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb.

00:16:07: Ah. - Also, dass sowohl das verlieren,

00:16:10: als auch das Gewinnen der Wette irgendwo ein Mehrwert für uns gegeben hätte.

00:16:14: Ja, das war eine ganz klävere Geschichte.

00:16:16: Wir haben uns auch sehr gefreut, als die Wette so angekommen wurde.

00:16:20: Das hat er nicht gemerkt, dass er da irgendwie in Balken fällen,

00:16:23: dass ihr gewinnt.

00:16:24: Ja, er ja doch auch. - Ja.

00:16:27: Dann kommt Herr Weil zum Grillen auf den Hof.

00:16:30: Mhm. - Er hat ja nicht ...

00:16:31: Wusste er nicht irgendwie mit ...

00:16:33: Wirtschaft retten oder so was?

00:16:35: Es ist wahnsinnig wertschätzen,

00:16:37: dass dieser Termin auch wirklich super einfach zustande gekommen ist.

00:16:41: Ich glaube, dass sowohl Politiker als auch wir von der Landjugend

00:16:46: wahnsinnig davon profitieren, dass wir viel im Austausch sind.

00:16:49: Man weiß einfach voneinander.

00:16:51: Und das ist, glaub ich, viel wert.

00:16:53: Ich glaube, wir können viel bewegen,

00:16:56: weil wir halt einfach von den Interessen und von den Fähigkeiten

00:17:00: wahnsinnig breit aufgestellt sind.

00:17:02: Und das ist halt eben, dass was Landjugend ausmacht,

00:17:05: dass wir in vielen Bereichen unsere Profis haben,

00:17:08: die sich einsetzen, sich engagieren und gemeinsam was reißen können.

00:17:13: Das Gemeinsame, der Zusammenhalt, dass jeder ist willkommen,

00:17:17: das ist ihnen spürbar wichtig.

00:17:19: Aber eine Willkommenskultur hat so ihre Tücken.

00:17:22: Dadurch, dass wir alle wissen, dass es irgendwo einen gewissen Rechts- ...

00:17:27: Im Trend können wir alle, wir müssen auch damit die Große erklären.

00:17:30: Dass wir uns klar positionieren und sagen, das hat bei uns so keinen Platz.

00:17:34: Also wir stehen halt einfach für Demokratie.

00:17:37: Wir leben Demokratie auf jeder Ebene von Landjugend.

00:17:41: Also, das fängt bei der Ortsgruppe an.

00:17:44: Der Vorstand, der wird halt demokratisch gewählt.

00:17:46: Und da haben wir uns auf die Fahne geschrieben,

00:17:49: uns damit auseinanderzusetzen, dass wenn es Vorfälle gibt

00:17:52: und das ist ja nun mal so, dass das auch in der Landjugend so sein kann.

00:17:56: Wir sind natürlich auch irgendwo nur, sag ich mal,

00:17:58: aus der Mitte der Gesellschaft, dass wir halt eingreifen

00:18:01: oder vor allem auch unterstützen können.

00:18:03: Dass wir uns mit solchen Grundwerten halt irgendwie auseinandersetzen.

00:18:06: Dass wir gesagt haben, wir von Landesebene,

00:18:09: und dementsprechend natürlich auch unsere Ortsgruppen in weiten Teilen,

00:18:13: wir distanzieren uns klar davon und möchten nicht,

00:18:16: dass dieser Trend bei uns halt eben Platz hat oder Platz findet.

00:18:20: Also, ich weiß nicht, wie es euch geht.

00:18:22: Mein lieb gewonnenen Landjugendklischee

00:18:24: ist jedenfalls, hat die Begegnung mit ihnen nicht gut getan.

00:18:27: Der Verein ist doch um einiges vielfältiger,

00:18:30: offener und komplexer, als ich dachte.

00:18:32: Aber ganz zum Schluss konnte ich doch noch ein Vorurteil

00:18:35: über die Ziele hier retten.

00:18:36: Und zwar, als es darum ging, wie sich die Ortsgruppen

00:18:38: der Landjugend was dazu verdienen,

00:18:40: um sich finanziell über Wasser zu halten.

00:18:42: Spoiler, nicht durch Wasser.

00:18:44: Also durch die Feste oder Fäden, die halt eben für andere organisiert werden,

00:18:49: bauen sich die Landjugenden was auf, nehmen Geld ein.

00:18:52: Und die Feste bringen doch bestimmt Geld ein,

00:18:54: weil Leute oder Alkohol trinken.

00:18:56: Ja. - Ja, ja.

00:18:57: Jetzt habe ich endlich mal ein klares Jahr gehört.

00:18:59: Das werden wir jetzt in alle anderen Fragen mit Alkohol reinschneiden.

00:19:03: Bitte nicht. - Eine letzte Frage zu den Festen.

00:19:06: Da wird dir bestimmt auch kräftig gesungen.

00:19:08: Das ist eine Knallerüberleitung.

00:19:10: Ich habe nämlich in der Vorbereitung mir sagen lassen,

00:19:13: dass es ein Landjugendzong gibt.

00:19:15: Also, ganz allgemein, wie stehst du dazu?

00:19:17: Also, wenn dieser Landjugendzong auf der Gründe Woche gespielt wird

00:19:21: auf unserer Niedersachsenfäte,

00:19:23: gemeinsam gesungen wird,

00:19:24: das ist einfach ein wahnsinniges Zusammengehörigkeitsgefühl.

00:19:27: Weil da in diesem Lied halt eben wiedergespiegelt wird,

00:19:31: was wir machen und wofür wir stehen und was wir anpacken können.

00:19:35: Und ja, man mag davon, von dem Stil halten, was man möchte.

00:19:39: Aber wenn dieses Lied halt eben angespielt wird,

00:19:42: dann findet man es immer gut. - Geht es rund.

00:19:45: Ich frage das ganz offen, weil ich jetzt in der Vorbereitung

00:19:48: das nicht mehr angehört habe, weil ich mit dir sprechen wollte.

00:19:51: Und dann gucken wollte, macht das für mich alles Sinn?

00:19:54: Und ich höre mir das mal an oder finde ich es alles ganz komisch?

00:19:57: Und da seid ihr jetzt herzlich eingeladen, mitzumachen.

00:20:00: Ist es cool oder ist es cringe,

00:20:02: als würde ein älterer Mensch wie ich cringe sagen.

00:20:05: Denn auch auf die Gefahr hin verklagt zu werden, spiele ich hinan.

00:20:09: Den Landjugendzong.

00:20:10: # Auf Falt und Wiesen, da werden wir groß.

00:20:14: # Wir packen an, hier ist was los.

00:20:17: # Wenn dich das Land die Heimat ruft,

00:20:20: # kommt du und alt unter einen Hut.

00:20:24: # Kein Du, kein ich, nur wir.

00:20:28: # Wir feiern nur gemeinsam.

00:20:34: # Niemand steht allein.

00:20:37: # Zanz send durch die Nacht, das muss die Landjugend sein.

00:20:44: Ich hatte ein bisschen Angst, da habe ich Ihnen auch erzählt,

00:20:47: dass es sehr unangenehm werden könnte.

00:20:49: Aber ich finde, es passt ganz gut zur Landjugend.

00:20:52: Das kann ich nachvollziehen.

00:20:53: Es geht um Zusammenhalt, um das Miteinander.

00:20:56: Also zu den Festen, zum Gröhlen war alles was dabei.

00:20:58: Da muss ein bisschen Lust auf Party-Schlagermusik haben.

00:21:01: Aber ansonsten würde ich sagen, wenn das da ist, geht die Fahrt los.

00:21:05: Feuer frei. Oh, oh, oh, oh.

00:21:07: Gute Nacht. Träumt was Schönes.

00:21:10: Stadtland Kuh, eine Produktion von Nichtland Niedersachsen.

00:21:15: Copyright WDR 2021

00:21:17: Copyright WDR 2021

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